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In Vorbereitung:

Jonathan Niclaus – Turn your las turn

In seiner ersten Personalausstellung in unserer Galerie wird Jonathan Niclaus, geboren 1992 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Berlin, einen für diese Ausstellung neuen Werkzyklus präsentieren.

Nähere Informationen folgen in Kürze.

Lukas Feichtner Galerie / Seilerstätte 19 / 1010 Wien

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Jonathan Niclaus – Turn your las turn

Der Papst Franziskus trägt eine modische Puffer-Daunenjacke aus glänzendem weißen Stoff, und dieses (gefälschte) Bild zirkuliert in Nachrichtenportalen weltweit. Inszenierte Lifestyle-Inhalte bestimmen die Lebensvorstellungen von Millionen Menschen. Im rasanten Tempo verselbstständigt sich die Mitwirkung von KI im journalistischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Schaffen, wodurch die vermeintliche Exklusivität menschlicher Schöpferkraft an Konturen verliert. Im digitalen Zeitalter der glatten, glänzenden Oberflächen scheint die Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Illusion schwieriger denn je zu sein. Die alte philosophische Frage "Was ist Realität?" hat heute eine neue Dringlichkeit.

Als Künstler mit einer feinen Sensibilität für den Puls der Zeit beschäftigt sich Jonathan Niclaus mit dieser Frage und macht sie zum Hauptthema seiner neuen Arbeitsserie. Gedanklich wurde er von einem Klassiker der Philosophie angeregt, und zwar Platons Höhlengleichnis. Menschen, die lebenslang in einer Höhle gefesselt sind, sehen an einer Wand Figuren, die kommen und gehen. Sie nehmen diese Gestalten als wirklich wahr, unwissend, dass es nur geworfene Schatten von Objekten sind, die außerhalb der Höhle existieren. Mit dieser Allegorie macht Platon die Verwechslung von Realität und Illusion zum Paradigma philosophischen Denkens.

Darauf verweist Niclaus in seinen Gemälden, bei denen der Schatten das zentrale Bildsubjekt ist, dargestellt als Farbgebilde mit extrem wandelbarer Qualität. Die matte Dunkelheit, die das Licht verschlingt, transformiert sich ständig je nach Lichteinfall und Position des Betrachters. Mal werden Farbpartien sichtbar, mal verschwinden sie. Die trügerische Wandlung dieser dunklen Farbgebilde zieht uns an. Wir sind in den Schatten gefangen.

Unser Blick befreit sich davon und entdeckt die glänzende Oberfläche im Hintergrund, die verzerrte Spiegelungen von Licht und Raum sowie die Phantome unserer selbst, die darauf in Echtzeit flanieren. Die Wirkung ist überraschend und familiär zugleich. Unerwartet auf gemalten Bildern erinnert es an Gorilla-Glas-Oberflächen, die die meistens von uns stundenlang am Tag anblicken. Doch anders als auf Bildschirmen fällt hier unser Blick nicht ins Vakuum. Hinter der glänzenden Schicht wartet die Realität der Farbmaterie auf uns.

Hier offenbart sich Niclaus ́ Malweise. Mit expressiven, groben Gesten bis hin zu feinen, kleinen Akzenten schafft er ein organisches Ineinander von Schichten, Gesten und Spuren, die ungewöhnliche Beziehungen zwischen Ausgeglichenheit und Wirrnis herstellt. Der lockere Umgang mit der Materie, das Zulassen von beschmutzten Farben, sind eingebettet in eine durchdachte, fein abgestimmte Farbpalette - Grün, Cassis, Blau, Weiß - die Klänge der Natur mitschwingen lässt.

In seiner hoher Sensibilität für Spannungen zwischen Harmonie und Disharmonie, achtsamem Naturempfinden und intensiver Exploration der Farbmaterie, erinnert Niclaus an Künstlern wie Per Kirkeby und Cy Twombly. Wie bei ihnen scheint das Malen für Niclaus nicht vordergründig eine visuelle, sondern eine somatische Realität, eine leibliche Erfahrung zu sein.

In dieser Ausstellung überträgt er dieses Prinzip auf die Betrachtungsebene. Diese Bilder entziehen sich vollständig der technischen Reproduktion. Weder Fotos noch Videos können die Erfahrung vermitteln, vor diesen wandelbaren Werken in Echtzeit zu stehen. Die leibliche Erfahrung lässt sich nicht ersetzen. Dies ist eine Realität, die sowohl die Schöpfung als auch die Betrachtung betrifft.

Turn your last turn: Ist dies eine Appell aus unserer Panzerglas-Höhle herauszutreten und zu wagen, die Naturrealität in ihrer Komplexität, Unbegreiflichkeit und Schönheit zu erkennen? Oder ist diese Vorstellung von Realität nur eine weitere Schatten-Schicht?

Die Wirklichkeit ist tief und unergründlich wie das Ozean.

Carolina Pretell, Febuar 2025

Kommende Messe:

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Hannes Mlenek "Homo Humanus

Danunbiana Meulensteen Art Museum
 

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